Ausfall und Rang zwei für Derscheid

Das Team Derscheid Motorsport rund um Teamchef Rolf Derscheid startete voller Enthusiasmus in die neue Saison der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN). Mit etlichen Neuerungen im Gepäck wollte das Team Erfahrungen sammeln. Am Ende gab es bittere Pillen, die mit dem Sekt der Zweitplazierten runter gespült wurden.
Unter frühsommerlicher Witterung fand am vergangenen Wochenende der erste Lauf zur Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) statt. Das Team Derscheid feierte zwei Premieren: Zum einen setzte das Team erstmalig einen BMW 325i Limousinen in der Klasse V4 ein, zum anderen wurde das erfolgreiche Auto der letzten Jahre, der BMW 318is in der Serienwagenklasse V2 eingesetzt. Auf dem „Dicken“ wechselten sich Rolf Derscheid (Much), Michael Flehmer (Heiligenhaus) und Ralph-Peter Moog (Korlingen) während des vier Stunden dauernden Langstreckenrennens auf der Kombination von GP-Strecke und ehrwürdiger Nürburgring Nordschleife ab. Flehmer ging zuerst in das 1,5-Stunden dauernde Training. Eine durch nächtlichen Nebel nasse Strecke sowie das neue Auto mahnten Flehmer zur Vorsicht: Er „rollte“ zwei Mal um den Kurs und gab den Wagen an Derscheid, der aufgrund der langsam abtrocknenden Piste deutlich schneller als Flehmer fahren konnte. Die Zeit reichte zwar für einen Startplatz im vorderen Mittelfeld, aber nicht für einen Platz ganz vorne.
Die Strecke trocknete soweit ab, sodass Ralph-Peter Moog dann mit profillosen Reifen das Training aufnehmen konnte. Auf einer fast trockenen Ideallinie und nahezu ohne Gelbphasen drehte er eine Runde, deren Zeit für Startplatz zwei reichte. Der Rückstand auf den Führenden der Klasse betrug etwas mehr als ein Wimpernschlag, der Vorsprung auf den nächsten Verfolger dafür fast 30 Sekunden.
Aus in Runde 15
Wie schon die letzten Jahre fuhr Flehmer den Start. Sofort begann er mit der Jagd auf den ersten Rang und lieferte sich ein spannendes Duell mit dem Führenden der Klasse V4. Flehmer machte mächtig Druck, fand jedoch kein faires Mittel, um die erste Position zu übernehmen. Hart aber fair kämpften beide zur Freude der über 20.000 Zuschauer. Flehmer steuerte planmäßig in Runde acht die Box an. Nach einem perfekten Stopp durch die eingespielte Derscheid-Boxencrew ging Ralph-Peter Moog auf die Strecke. Der Konkurrent kam eine Runde später in die Box zum Stopp. Moog auf dem Derscheid Auto übernahm nun die Führung. Auf Platz eins liegend drehte Moog seine Runden und baute den Vorsprung auf mehr als 2 Minuten aus. Im 15. Umlauf blieb plötzlich und ohne Vorankündigung im Streckenabschnitt „Kallenhardt“ der Vortrieb aus. Noch ehe Routinier Moog reagieren konnte, brach das Heck aus, der Wagen schlug zuerst vorne in die Leitplanke ein und nach einer Pirouette auch noch mit dem Heck. Die so entstandenen Schäden machten jede Weiterfahrt unmöglich, auf Rang eins liegend schied der Derscheid BMW frühzeitig aus.
Platz zwei für den „Kleinen“
Die Junioren Matthias Butz (Bergisch-Gladbach) und Martin Hörter (Ransbach-Baumbach) hatten indes mehr Glück. Zwar „verwachsten“ die beiden wegen falscher Reifenwahl das Training völlig und mussten das Rennen von ganz hinten aufnehmen, konnten aber im Rennen immer weiter vorfahren. Martin Hörter durfte den Start fahren und konnte gleich mit flotten Rundenzeiten überzeugen. Nach und nach kämpfte er sich mit dem perfekt vorbereiteten BMW 318is vor und hatte alsbald den Anschluss an die Klasse V2 hergestellt. Elf Runden dauerte sein Kampf gegen die Konkurrenz und die härteste Rennstrecke der Welt, die Nordschleife. Auf Platz zwei liegend steuerte er die Box an; um den Wagen an Matthias Butz zu übergeben. Dieser setzte die gute Vorarbeit seines Kollegen weiter fort und kam immer mehr in Schlagdistanz zum Führenden der Klasse. Für einen ernstzunehmenden Angriff reichte es jedoch nicht, Butz ließ es daraufhin ruhiger angehen, um den Wagen am Stück und ohne Blessuren über die Ziellinie zu fahren. Nach vier Stunden belegte das Derscheid-Rookie-Duo mit etwa vier Minuten Rückstand den zweiten Platz der Klasse V2.
Das nächste Rennen startet am 30. April 2011, die Renndistanz beträgt vier Stunden.
Stimmen nach dem Rennen:
Rolf Derscheid, Teamchef und Fahrer
„Zunächst großes Lob an unsere „Fahranfänger in der V2“: Die Beiden haben ein klasse Rennen abgeliefert und sich verhalten wie alte Hasen. Sie waren flott unterwegs, hielten sich aus allen Rangeleien raus und sind mit Köpfchen Zweiter der Klasse geworden. Ein tolles Ergebnis – das verspricht mehr.
Mit der Performance unseres neuen Autos waren wir bis auf Kleinigkeiten sehr zufrieden. Dass wir auf Anhieb Startplatz zwei einfahren konnten, hätten wir nicht erwartet, zumal die Konkurrenz sehr stark war. Warum der Wagen plötzlich ohne Vortrieb war, gilt es in den folgenden vier Wochen bis zum nächsten Rennen zu eruieren. Überdies müssen wir die Schäden beseitigen, die schlimmer sind, als sie von außen aussahen. Wir werden einige Nächte in der Werkstatt verbringen müssen, ehe der Wagen wieder fahrbereit ist. Ich bin froh, dass Ralph-Peter Moog sich bei dem Crash nicht verletzt hat.“
Michael Flehmer, Fahrer
„An das Auto muss ich mich erst noch gewöhnen. Alles ist anders, noch sind wir keine Freunde, aber auf dem Weg dorthin. Im Rennen habe ich mir einen spannenden und fairen Kampf mit dem späteren Klassensieger geliefert. Dabei hatte ich viel Spaß und bedanke mich beim Konkurrenten für die stets faire Fahrweise. Ich hoffe, dass unser Team den Wagen bis zum kommenden Lauf wieder auf die Räder stellt.“
Ralph-Peter Moog, Fahrer
„Das Training war gut und verheißungsvoll. Ebenso meine Rennrunden: Ich kam immer besser in Schwung, konnte sogar die schnellste Rundenzeit verbuchen. Ich bin für den Unfall nicht verantwortlich – die Technik war Ursache für den Abflug, das wäre jedem anderen auch passiert. Jetzt hoffe ich, dass der Fehler gefunden und der Schaden behoben wird.“
Matthias Butz, Fahrer (BMW 318is)
„Das Training war eine Katastrophe: Wir haben nicht auf den Rat des Teamchefs gehört, sind auf den falschen Reifen gestartet und am Ende des Feldes gelandet. Im Rennen lief es dann deutlich besser. Ich kam von Runde zu Runde besser mit dem Auto und dem vielen Verkehr zurecht. Viele der Topautos lassen einem Luft zum Atmen – beispielsweise der Frikadelli Porsche, der eine günstige Situation zum Überholen abwartet. Einige jedoch versuchen mit der Brechstange zu überholen und bringen sich und andere in Gefahr. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Mein Ziel war es, den Wagen so weit wie möglich vorne zu platzieren – am Stück und ohne Beule. Das habe ich geschafft. Danke an Rolf und seine Truppe für das tolle Auto.“
Martin Hörter, Fahrer (BMW 318is)
„Das schlechte Trainingsergebnis geht klar auf unsere Kappe – wir haben entgegen jeglicher Ratschläge die Reifen während des Trainings gewechselt und so viel Zeit verspielt, die uns am Ende zur perfekten Runde fehlte. Mein Start war in Ordnung und weitaus weniger hektisch als erwartet. Ich kam zwar an den Führenden der Klasse ran, musste aber wegen Überrundungen durch die Spitzenfahrzeuge immer wieder abreißen lassen. Mit dem Ergebnis bin ich in sofern zufrieden, als dass der Wagen ganz ist und wir soweit vorne als möglich das Ziel erreichten. Meine Rundenzeiten müssen noch besser werden, daran arbeite ich weiter. Das Auto war vom Team Derscheid perfekt vorbereitet und hat irrsinnigen Spaß gemacht. Ich freue mich auf den zweiten Lauf Ende April.“Text: Redaktionsbüro Udo Meuren